Drei Gründe, warum sich Frauen mit Finanzen so schwer tun, und was du dagegen tun kannst:

Die Kurzbiografie meiner Mutter lautet so: Als mein Bruder und ich geboren wurden, übernahm sie die klassische Hausfrauenrolle. Das war für sie nicht erfüllend und sie wurde unglücklich. Infolgedessen verließ mein Vater sie wegen einer jüngeren Frau. Und obwohl die Hausfrauen in Deutschland in den achtziger Jahren viel Geld von ihren Ex-Männern bekamen, ist meine Mutter heute von Altersarmut betroffen.

Mit der Geschichte meiner Mutter im Hinterkopf war es für mich nie eine Option, finanziell von einem Mann abhängig zu werden. Also fing ich an, Geld zu verdienen. Abgesehen davon hatte ich keine Ahnung. Ich wusste nicht, wie ich mein Gehalt verhandeln sollte, geschweige denn, wie ich ein Unternehmen gründen könnte. Ich gab mein Geld mit vollen Händen aus. Ich war eine Finanzvermeiderin – als Frau völlig normal! Ich war sogar stolz darauf, mich nicht zu kümmern. Geld? Nicht wichtig, mir geht es gut, danke!

Mein Mann und ich hatten einen Traum: Wir wollten eine Weltreise machen! Aber wir hatten keine Ahnung, wie wir diese Reise finanzieren sollten. Wir glaubten trotzdem weiter daran, planten, bereiteten vor, und schafften das Unglaubliche: 2002 fuhren wir mit unserem alten Landrover Richtung Afrika. Zwei Jahre waren wir auf Weltreise. Ich weiß bis heute nicht, wovon wir die Reise bezahlt haben. Aber ich habe etwas gelernt: Ein großer Traum ist der erste Schritt, so zu leben, wie Du leben möchtest, und nicht ein Lottogewinn.

Zurück in Deutschland arbeitete ich in der Tourismus-PR. Durch Zufall las ich das Buch „Investment-Punk“. Der Autor, Gerald Hörhan, ein selbstgerechter und frauenverachtender Typ, beschreibt, wie die Mittelschicht in Deutschland abgezockt wird, ohne es zu merken. Und ich wusste sofort: Da gehöre ich dazu! Das war mein erster Auslöser. Ich mag es nicht, abgezockt zu werden.

Ich beschloss, mich für Geld zu interessieren, aber ich hatte einen schwierigen Start. Auf den Geldbüchern schauten mich ausschließlich diese selbstzufrieden aussehenden Männer an, und davon hatte ich erstmal genug, nachdem ich den Investment-Punk gelesen hatte.

2010 kam mein Sohn zur Welt. Bei dem Versuch, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen, wurde mir klar, dass wir von einer Gleichstellung der Geschlechter weit entfernt sind. Meine Karriere stagnierte, und der Chef meines Mannes lehnte seinen Antrag auf Teilzeit ab. Ich kämpfte mich durch den Alltag aus Care-Arbeit und Job und geriet an die Grenzen meiner Belastbarkeit. 

Wir machten einen radikalen Schnitt und gingen 2015 nach Bangladesch, wo ich mit Textilarbeiterinnen zusammenarbeitete, um ihre Interessen zu vertreten. Die Zustände in den Fabriken waren das eine. Was ich aber auch sah war, dass diese Frauen jetzt nicht nur 50 Stunden in der Woche in den Fabriken saßen, sie waren noch dazu zuhause für die Care-Arbeit zuständig, während ihre Männer weiterhin das Sagen hatten. Die Selbstbestimmung, die ein eigener Verdienst normalerweise ermöglicht, trat nicht ein. Allmählich verstand ich, dass die soziale Norm und die Rolle, die sie der Frau zugesteht, überarbeitungsbedürftig sind, wenn wir Gleichberechtigung wollen – ob in Deutschland oder in Bangladesch. 

2017 entdeckte ich den Geldblog „Madame Moneypenny“ von Natascha Wegelin. Und diesmal sprang der Funke über. Ich las alles, was ich kriegen konnte (auch die Bücher mit den Männern auf dem Cover) und begann meine eigene Geldreise. Die Wirkung war verblüffend. Ich merkte, dass es gar nicht ums Geld geht. Es geht darum, zu wissen, wie ich leben und was ich erreichen möchte. Meine Erkenntnis von der Weltreise war von den Alltagsgeräuschen um Familie und Job verschluckt worden. Langsam erlaubte ich mir wieder, zu träumen. Ich habe mein Leben entrümpelt, gesunde Gewohnheiten entwickelt und gelernt, mich auf das zu konzentrieren, was mir wirklich wichtig ist: Women’s Empowerment!

Als Projektmanagerin in der Entwicklungszusammenarbeit habe ich Frauen dabei unterstützt, wirtschaftlich auf eigenen Füßen zu stehen und Zugang zu Finanzmitteln zu bekommen. Ich war eine Zeitlang Alleinverdienerin und Ernährerin meiner Familie, wobei wir durch meinen Job in Bangladesch, Kambodscha und im Sudan gelebt haben. Ich habe an der Börse und in Immobilien investiert. Und ich habe meinen Traum verwirklicht: Ich habe mein eigenes Business als Mentorin für Frauen, Finanzen und Feminismus gegründet.

Seit 2024 bin ich außerdem Gender Commissioner der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und damit in meiner Traumstelle angekommen.

Mein nächstes Projekt: Gemeinsam mit einer Journalistin und ehemaligen Mentee von mir schreibe ich ein Buch darüber, warum Frauen oft überfordert sind, wenn sie Geld erben, und was sie dagegen tun können.

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