Eine der Grundregeln im Money Management lautet: Reduziere Deine Kosten, damit Geld zum Investieren frei wird. Dabei geht es einerseits darum, Fixkosten zu reduzieren. Wir stellten zum Beispiel eines Tages fest, dass wir dreimal Reiseversichert waren – über die Kreditkarte, in der diese inkludiert war, über unsere ADAC-Mitgliedschaft (ja, ich weiß, Autolobby stärken und so, verbuche ich unter Jugendsünde), und dann hatten wir noch eine private Reiseversicherung abgeschlossen. Das waren damals nur 20 Mark im Jahr, aber die jedenfalls konnten wir uns sparen.
In der Regel kann frau also etwas finden, das sich einsparen lässt, ohne auf eine Leistung verzichten zu müssen. Dann kommen die variablen Kosten – da wird’s dann schon schwieriger. Ich schaute mir unsere variablen Kosten an und überlegte, welche Dinge ihr Geld für mich wirklich wert sind.
Ich wollte meine Ausgaben auf das zu reduzieren, was meine Lebensqualität tatsächlich und über den Kick im Moment des Kaufens hinaus erhöht. Das ist erstaunlich schwer herauszufiltern, was unter anderem am ständig verfügbaren Angebot an nützlichen, schönen, reduzierten, genussversprechenden Konsumgütern liegt, wofür ich durchaus anfällig bin. Zudem finde ich es teilweise schwer, im Voraus zu sagen, ob ich etwas nur haben oder tun möchte, weil es meine Freund*innen, Kolleg*innen, Nachbar*innen und sonstige Menschen, mit denen ich mich umgebe, haben und tun, oder ob es tatsächlich auch zu meiner eigenen Lebensqualität beitragen wird. Gerade natürlich bei noch nicht dagewesenen Dingen oder Erlebnissen – und davon kommt ständig Nachschub.
Jedenfalls stellte ich nach und nach fest, dass es da wenig zu reduzieren gab (siehe Blogbeitrag: Ode an den Coffee to go). Ich finde, dass ich zu viel Geld für Klamotten ausgebe, aber das ist anderes Thema (Beitrag dazu folgt). Und ich interessiere mich tatsächlich nicht für Autos. Gar nicht. Ein Auto muss fahren, eine Heizung haben, halbwegs komfortabel sein und sollte wenig Sprit verbrauchen. Am liebsten habe ich gar keins, aber ich sehe ein, dass das in Deutschland nur begrenzt praktisch ist.
Viel mehr an Sparpotenzial konnte ich nicht identifizieren. Ich liebe Reisen, schöne Möbel und Interior Design, ich gehe gerne Essen, kaufe gerne Bio, ich mag Abwechslung und Neues. Für mich war schnell klar – Geld sparen ist keine Option, ohne an Lebensqualität einzubüßen. Auch wenn ich mich für die Idee des Minimalismus interessiere und mir durchaus vorstellen kann, dass Menschen, die ihren Besitz auf ein Minimum reduzieren, das nicht mehr als Verzicht empfinden – ich genieße meine Dinge um mich herum zu sehr, als dass ich sie aufgeben möchte. Weniger ist nicht mein Weg.
Da ich quasi nach dem Motto Einnahmen ist gleich Ausgaben lebte, blieb mir nach den Regeln des Money Management nur ein Weg, wenn ich Geld investieren, meine Kosten aber nicht reduzieren wollte: Einkommen erhöhen.
Allein diese Erkenntnis hat einiges geändert. Als Beraterin in der Entwicklungszusammenarbeit war für mich der schnellste Weg, mein Einkommen zu erhöhen, in Länder zu gehen, in die sonst kaum jemand gehen wollte. Zum Glück hat mein Mann mitgezogen, und letztlich haben wir mehrfach profitiert: von den hohen Zulagen, den fantastischen internationalen Schulen für unseren Sohn und den Erfahrungen, die das Leben in einem anderen Land und das Verlassen der Komfortzone mit sich bringen. Ich habe aber auch zum ersten Mal im Leben meine Karriere bewusst vorangetrieben, bis ich eine Führungsposition hatte.
Habt ihr schon einmal bewusst entschieden, euer Einkommen zu erhöhen? Falls ja, was habt ihr dafür getan?