Frauen in Gesundheitsberufen verdienen weltweit gesehen durchschnittlich fast 25 Prozent weniger als Männer.
Knapp.ein.Viertel.weniger.
Ich habe mich sehr gefreut, als die HiPP-Hebammenakademie mich gefragt hat, ob ich einen Artikel zum Thema „Umgang mit Geld“ in ihrem Magazin „Rundherum“ veröffentlichen möchte. Denn Frauen in Gesundheitsberufen sind besonders anfällig dafür, Geld nicht ernst zu nehmen. Warum ist das so?
Es herrscht die Vorstellung vor, dass Frauen das fürsorgliche Geschlecht sind. Das hindert sie daran, gleiches Geld für gleiche Arbeit zu erzielen oder in Gesundheitsberufen Karriere zu machen. Frauen sorgen für andere aufgrund ihrer Nächstenliebe – für ihre Kinder, Ehepartner, Eltern, Schwiegereltern oder für kranke, alte oder bedürftige Menschen.
Die zentrale Frage lautet: Warum werden fürsorgliche Tätigkeiten nicht vernünftig entlohnt?
Sind sie dann weniger Wert, weil sie nicht aus reiner Nächstenliebe getan werden? Warum geht eigentlich nicht beides – oder scheinbar nicht für Frauen?
Noch ein paar Zahlen aus Deutschland:
- Jobs in der Krankenpflege: 80 Prozent Frauen. Durchschnittliches Jahreseinkommen: 37.900 Euro
- Ärzt*innen: knapp 50 Prozent Frauen. Durchschnittliches Jahreseinkommen: 89.539 Euro
- Frauenanteil der leitenden Krankenhausärzt*innen: 11 %.
Wir brauchen ein gutes Gespür dafür, was wir gesellschaftlich von Frauen erwarten, und wann sich diese Erwartungen negativ auf ein selbstbestimmtes Leben auswirken. Denn wenn Frauen Berufe haben, die in ihrer jetzigen Ausprägung nicht familienkompatibel sind (Ärztin im Krankenhaus), oder wenn sie Fulltime arbeiten und mit ihrem Gehalt kaum selbst über die Runden kommen, geschweige denn mit Kindern (Krankenschwester), dann haben wir ein Problem. Und zwar kein individuelles, sondern ein gesamtgesellschaftliches.
Hebammen begleiten den Moment, in dem das Wunder des Lebens geschieht. Sie tun alles in ihrer Macht Stehende, um dieses Wunder zu unterstützen und zu beschützen: mit ihrem Können, ihrer Kraft und ihrer Menschlichkeit. Das hat einen Wert, der nicht mit Geld aufzuwiegen ist – und der dennoch nicht geschmälert wird, wenn sie dafür eine angemessene Entlohnung erhalten.