Ich war in meinen frühen Dreißigern und hatte einen Termin bei meiner Sparkasse. Mein Gegenüber ist eine freundliche „Beraterin“ (also Verkäuferin), deutlich älter als ich. Sie beginnt unmittelbar ein Verkaufsgespräch, das nichts mit meinem Anliegen zu tun hat. „Ach wissen Sie“, sage ich, wahrheitsgemäß, „ums Geld kümmert sich mein Mann“. Das sitzt, die Dame gibt sofort auf. Beim nächsten Banktermin, etwa ein Jahr später, sitze ich einem jungen dynamischen Typ gegenüber. Gleiches Spiel, ich verweise auf meinen Mann. Seine Antwort: „Kennt Ihr Mann sich denn mit Geld aus?“ 

Ich war empört, was bildete er sich ein?! Heute ginge er in meinen Augen mit dieser Frage als Held durch, wäre sie nicht dazu dagewesen, mir ein teures Produkt zu verkaufen, das bestenfalls die Bank, nicht aber mich reich gemacht hätte. Und mal abgesehen davon – hätte der Bankangestellte mehr Ahnung von Geld, als beispielsweise mein Mann, wäre er wohl kaum Verkäufer bei einer Sparkasse. 

Sich nicht für Geld zu interessieren, fand ich früher cool. Wozu auch? Ich habe Geld zum Leben verdient, und gut war‘s. Heute sehe ich das anders. Man kann sich für eine Menge Dinge nicht interessieren, für Pudel zum Beispiel, oder für die Kardashians. Die Konsequenzen für das eigene Leben sind überschaubar. Sich im Kapitalismus lebend nicht für Geld zu interessieren hat erhebliche Konsequenzen. Immer. 

Dabei ist es eigentlich gar nicht so dumm, sich für Pudel zu interessieren. Mit einem Pudel bist du in freundlicher Gesellschaft, übernimmst Verantwortung, hast jemanden zum Kuscheln, fühlst dich geliebt und hast Bewegung an der frischen Luft. 

Und jetzt fünf Gründe, warum du dich für Geld interessieren solltest.

Wenn du dich für Geld interessierst, übernimmst du Verantwortung für deine Zukunft: Die durchschnittliche gesetzliche Rente einer Frau in Deutschland lag 2024 bei 930 Euro (1.350 für Männer). Für das Geld kannst du in Frankfurt mit etwas Glück warm auf 40 Quadratmetern wohnen – und dann hast du noch nichts gegessen. 

Wenn du dich für Geld interessierst, übernimmst du Verantwortung für Gleichberechtigung: Die Differenz  beim durchschnittlichen Stundenlohn zwischen Männern und Frauen liegt in Deutschland bei 16 Prozent. Drücken wir das mal so aus: Frauen arbeiten jedes Jahr im Januar und Februar umsonst. Und: Soziale Jobs werden überwiegend von Frauen übernommen – Bezahlung unterirdisch. Ob wir es wollen, oder nicht: Wir leben im Kapitalismus, der vom Patriarchat etabliert wurde. Als Frau nicht mitzumachen heißt, Opfer von beidem zu sein. Ändern tut es ansonsten gar nichts daran. Wenn wir etwas ändern wollen, dann brauchen wir Selbstbestimmung und Einfluss. Für beides hilft Geld enorm.

Wenn du dich nicht für dein Geld interessierst, verschwindet es: Wenn du von 2.700 Euro (etwa das Durchschnittsnettogehalt in Deutschland) 10 Prozent monatlich halbwegs clever investierst – ja, das geht, schaffst auch du -, legst du in 20 Jahren rund 65.000 Euro an. Dank des Zinseszinseffektes kommst du bei einer Rendite von durchschnittlich 5 Prozent insgesamt auf rund 110.000 Euro. Sparst du die 65.000 Euro auf einem Sparbuch mit 0,2 Prozent Zinsen an, hast du nach 20 Jahren knapp 66.000 Euro. Jetzt rechne eine jährliche Inflationsrate von 1,8 Prozent ab (Durchschnitt vergangene 20 Jahre). Im ersten Fall ist dein Geld noch rund 77.000 Euro Wert, im zweiten Fall bleibt eine Kaufkraft von rund 46.000 Euro.

Wenn du dich nicht für dein Geld interessierst, tun es andere: Bankgebühren, Dispozinsen, Provisionen für Versicherungsmakler, Gebühren für aktiv gemanagte Fonds etc. – hast Du eigentlich einen Überblick darüber, was andere regelmäßig an dir verdienen? Sind sie es wert, dass du dafür mehr arbeiten musst? 

Und das schönste Argument: Geld ist Freiheit! Die Freiheit, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, weil du die Dinge unterstützen kannst, die dir wichtig sind; die Freiheit, entscheiden zu können, womit du deine Zeit verbringst; die Freiheit, zu beeinflussen, welche Bildung deine Kinder erhalten; die Freiheit, zu entscheiden, wie du in Zukunft leben möchtest. Geld ist Selbstbestimmung und Mitspracherecht. Willst du das echt den Männern überlassen?

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