Ich liebe dieses Zitat von Gertrude Stein. Es stellt den englischen Spruch „Money can‘t buy happiness“ ganz wunderbar auf den Kopf. Ich habe ein grundsätzliches Problem mit Sprüchen, die Geld und Glück ein einem Satz nennen, allen voran der Spruch „Geld alleine macht nicht glücklich“. Was genau will uns dieser Spruch eigentlich sagen? Oder anders gefragt: Was genau bitte macht den alleine glücklich? Liebe? Gesundheit? Eine erfüllende Aufgabe? Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass der Mensch ein komplexes Wesen ist, so dass grundsätzlich ein paar Dinge zusammenkommen müssen, damit er glücklich sein kann. Nichts alleine macht glücklich. No brainer.
Abgesehen davon geht es bei der Frage nach Glück niemals um Geld, denn Geld ist entweder ein Stück Papier oder eine Zahl auf meinem Kontoauszug. Es geht um die Dinge, die ich mit Geld tun oder lassen kann, damit ich glücklich bin. Und während einige der Dinge, die Menschen glücklich machen, tatsächlich nicht mit Geld zu kaufen sind, allem voran Liebe und Verbundenheit, ist inzwischen sehr vieles käuflich zu erwerben, das zum Glück beiträgt. Frau mag es mögen oder nicht, wie die Welt heutzutage organisiert ist, aber es ist eine Tatsache, dass es im Kapitalismus Geld braucht, wenn frau in einer Stadt leben, eine schöne Wohnung haben, ein reges Sozialleben und eine gute Ausbildung haben will, so dass sie Chancen auf einen erfüllenden Job hat. Der Spruch ist also doppelt dämlich, was ihn nicht daran hindert, ständig wiederholt zu werden und seine fatale Wirkung zu entfalten.
Warum also hält er sich so hartnäckig, und warum ist er so fatal? Habt ihr jemals einen Mann sagen hören, dass Geld alleine nicht glücklich macht? Ich nicht. Von Frauen hingegen höre ich das immer wieder. Und damit sind wir bei den sozialen Normen. Männer werden so sozialisiert, dass sie für die Familie sorgen müssen. Für sie hat der Spruch keine Relevanz, denn Geld ist ganz klar ein ernstzunehmender Faktor. Und die Rolle des Versorgers erlaubt es, Geld wichtig zu finden. Frauen sollen fürsorglich sein, die Kinder großziehen, die Alten Pflegen. Dafür dürfen sie sich auf den Mann verlassen, der das Geld ranschafft und sie beschützt. Für sie hat Geld keine Rolle zu spielen.
Der Spruch ist der Inbegriff dafür, dass Frauen sich mit dem zufrieden geben, was die Gesellschaft ihnen zugesteht. Dass sie zuhause bei den Kindern bleiben oder Berufe ergreifen, in denen sie so schlecht bezahlt werden, dass sie kaum für sich selbst, geschweige denn für ihre Kinder sorgen können. Aber dafür tun sie ja gutes an der Menschheit, und das hat zu reichen, um glücklich sein. Jeglicher Appell, dass Krankenschwestern (80% Frauen), Pflegekräfte (85% Frauen) und Erzieherinnen (95% Frauen) doch endlich besser bezahlt werden müssen, wird verhallen, solange es Frauen gibt, die bereit sind, diese Berufe für einen Hungerlohn zu ergreifen. Das mag funktionieren, wenn sie einen Mann haben, der für sie sorgt. Wenn er es sich aber anders überlegt (Scheidungsquote in Deutschland: 35 Prozent), sieht es schlecht aus. Bitte, liebe Frauen, sucht euch einen Beruf, in dem ihr so viel verdient, dass ihr davon leben könnt. Denn Geld alleine macht zwar nicht glücklich, aber kein Geld alleine ganz bestimmt auch nicht.
(Auf dem Foto sind meine Schwester und ich bei einer Weihnachtsshoppingtour in New York zu sehen – hat uns sehr glücklich gemacht!)