Drei Gründe, warum sich Frauen mit Finanzen so schwer tun, und was du dagegen tun kannst:

Eine ungarische Freundin machte mich drauf aufmerksam, dass in verschiedenen Sprachen gänzlich andere Verben im Zusammenhang mit Geld benutzt werden. Spannend, denn man kann da durchaus etwas über den Umgang der jeweiligen Gesellschaft mit Geld herauslesen. Deutschland gibt sich seriös: Wir verdienen Geld, wir müssen es also Wert sein. Die Franzosen gewinnen Geld, das klingt schon nach mehr Spaß. Die Ungarn suchen Geld. Bleibt die Frage offen, ob sie es jemals finden, wie meine Freundin augenzwinkernd bemerkte. Bei den Amerikanern gibt’s eine klare Ansage: Sie machen Geld. Das klingt nach einem sehr pragmatischen Ansatz! 

Wer hierzulande schnell zu Geld gekommen ist, gilt als Neureich – nicht gerade ein positives Attribut. Auch wer Geld erbt wird kritisch beäugt – aus der kann ja nichts werden. Geld muss durch jahrelange harte Arbeit verdient werden, nur dann ist die Person, die es hat, ehrenwert. In der Kambodschanischen Gesellschaft ist das gerade umgekehrt. Wer dort schnell zu Geld kommt, gilt als clever, und hat damit höchste Anerkennung verdient.

Warum ich das hier schreibe? Weil Frauen besonders anfällig für die Frage sind, ob sie es „verdienen“, Geld zu haben, oder nicht. Männern fallen Gehaltsverhandlungen in der Regel leichter, weil sie sich diese Frage nicht stellen. Sie machen ihren Job, werden erfahrener, sie fordern mehr Gehalt, Punkt. Bei Frauen springt das Gedanken-Karussell an: „Ich hätte gerne eine Gehaltserhöhung. Schließlich habe ich einiges mehr an Verantwortung übernommen. Wobei naja, ich war halt auch ein paarmal Zuhause, weil die Kleine krank war. Was meine Chefin wohl über mich denkt, wenn ich nach mehr Geld frage? Und hat sie nicht letztens gesagt, dass die Zahlen im Unternehmen gerade nicht so gut stehen? Was mache ich, wenn sie eine Erhöhung ablehnt? Dann stehe ich ganz schön blöd da …“ Usw. usw. 

Dabei ist längst erwiesen, was Verhandlungsexperte Jack Nasher so schön pointiert zusammenfasst: „Jeder bekommt nicht das, was er verdient, sondern das, was er verhandelt.“ Und um den Gedanken, den einige Leser*innen jetzt vermutlich haben, sofort im Keim zu ersticken: Nein, es liegt nicht an den Frauen, dass sie weniger verdienen, weil sie weniger verhandeln. Tatsächlich verhandeln sie genauso oft, wie Männer, werden allerdings häufiger abgebügelt. Während 20 Prozent der Männer mit mehr Gehalt aus einer Verhandlung rausgehen, gelingt das nur 13 Prozent der Frauen. Weil sie schlechter im Verhandeln sind? Auch das nicht. Es liegt am unbewussten Gender Bias, den Männer gleichermaßen haben wie Frauen. Verhält sich eine Frau fordernd, wie ein Mann, gilt sie als unverschämt; tritt sie bescheiden auf, wie sich das für eine Frau gehört, wird sie vertröstet. 

Umso wichtiger ist es, das eigene Gehalt in regelmäßigen Abständen zu verhandeln und sich auf diese Gespräche gezielt vorzubereiten. 

Hier drei einfache, aber wirkungsvolle Sätze für Deine nächste Gehaltsverhandlung: 

Wenn Deine Führungskraft das Gehalt nicht erhöhen will, weil sie Deinen erbrachten Mehrwert nicht anerkennt:

„Was kann ich tun, um mein Gehalt zu erhöhen?“ Stelle sicher, dass ihr messbare Ziele und einen Zeitplan festlegt.

Wenn Deine Führungskraft keine Erhöhung anbieten will, während sie Deine Leistung anerkennt – meistens mit Ausreden wie „schlechtes Timing“, „niemand bekommt im Moment mehr wegen der Situation des Unternehmens“ usw.:

„Was haben Sie sich stattdessen als Anreiz für mich vorgestellt?“

Wenn Deine Führungskraft eine Gehaltserhöhung anbieten, die Dir nicht hoch genug ist:

„(Zahl) wäre mir lieber.“ 

Wichtig bei allen drei Sätzen: Lasse den Satz für Dich arbeiten. Füge nichts hinzu, wenn Du ihn gesagt hast. Am besten, Du übst die Sätze zuhause vorm Spiegel oder mit einer Freundin/einem Freund, so dass sie Dir in der realen Situation wie selbstverständlich über die Lippen kommen.

Foto von Alexander Grey auf Unsplash

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